Julia von Lucenec
Autor: Siegfried Wollinger
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Der 1.

Jahrestag

JULIA VON LUCENEC – ihre Geschichte. Niedergeschrieben anlässlich ihres ersten Jahrestages in Moosbrunn. Das Jahr 2015 war ein schlimmes Jahr. Ich verlor binnen zwei Monaten zwei Hunde, zuerst Luna, meinen Seelenhund, und dann noch meine treue Kira. Luna wurde mir einst von meiner Schwiegertochter unter Tränen überlassen. Ihr Hund sollte es bei mir am Lande besser haben, als in der Großstadt. Luna starb mit 13 Jahren nach einer schweren Darmoperation. Sie hatte Knochen gefressen. Menschen warfen sie in guter Absicht über den Zaun unseres Gartens. Luna fraß alles was sie fand. Sie war ein „Staubsauger“, ständig mit der Schnauze am Boden. Ihr Körper produzierte Knochenkot, der im Darm stecken blieb. Nichts half, sie musste operiert werden. Ein Meter ihres Darms wurde entfernt. Diese Operation überlebte sie jedoch nur zwei Tage. Am Tag ihres Todes waren wir noch alle bei ihr. Sie war apathisch, hob kaum mehr ihren Kopf. Schläuche und Kabel steckten an ihrem Körper. Medikamente und Schmerzmittel flossen durch die Schläuche, damit sie nicht leiden musste. Ich streichelte sie lange und intensiv. Dabei sprach ich viel mit ihr. Mir blieb dann nichts anderes mehr übrig, als von ihr für immer Abschied zu nehmen. Eine Stunde schon danach verstarb sie. Sie fand am 28.9.2015 ihren Tod. Der Schmerz über ihren Tod war mir übermächtig. Deshalb beschloss ich mir nochmals einen Hund zu nehmen. Über animalhope fand ich Kira, ein überaus liebes Wesen. Sie war nicht vergleichbar mit meiner verstorbenen Luna, der Labi-Mix-Hündin, groß und streitbar. Kira war klein, sah aus wie ein Bonsai-Wolf und vertrug sich mit allen anderen Hunden. Sie war anschmiegsam und liebenswert. Leider starb diese kleine Mischlingshündin nach nicht einmal zwei Monaten, nachdem sie bei mir einzogen war. Krebs und Nervenlähmung führten zu ihrem Tod. Die Tierklinik Parndorf überwies mich an die Uni-Klinik in Wien. Dort nahm man sie sogleich stationär auf. Damit sie ernährt werden konnte, wurde ihr ein Schlauch durch die Nase eingeführt. Sie wurde gewissenhaft untersucht. Dabei stellte man fest, dass es für sie keine Überlebenschancen gab. Deshalb holte ich Kira nach Hause, um sie daheim auf ihrem Lieblingsplatz im Bett gehen zu lassen. Nie werde ich ihren Blick vergessen, als sie sich zu mir wandte, um sich in meine Arme zu kuscheln. Kira starb am 1. Dezember 2015. Wieder fiel ich in ein tiefes Loch. Aber wäre Kira nicht gestorben, hätte ich Julia nicht retten können! Eigentlich wollte ich erst einmal zur Ruhe kommen, meinen Schmerz verarbeiten, aber ich konnte nicht und nicht aufhören zu trauern. So startete ich erneut eine Suche bei animalhope und fand Julia im Internet. Sie saß noch im Tierheim in Lucenec. Als ich ihr Foto sah, war für mich sofort klar, ich musste diesen Hund zu mir holen, noch bevor die große Kälte über das Lager käme. Ich brachte es nicht übers Herz sie dort zu belassen. Sie erinnerte mich sehr an Kira, nur war sie etwas größer. Ich war derart elektrisiert von Julia, dass ich sie von dort sofort rausholen wollte. Ich mailte und telefonierte sehr viel herum und mit Petras Hilfe fanden wir schließlich mit animalhope eine befriedigende Lösung. Julia würde am 13.12. in einem Tiertransport mitgenommen werden und ich könnte sie in Wien übernehmen. Nun hatte ich mit meiner Familie zu kämpfen. Sie meinten es gut als sie sagten, ich sollte noch bis zum Frühjahr warten und ich wisse ja gar nicht ob der Hund für mich geeignet wäre. Aber mein Entschluss stand fest. Ich sah nicht ein, dass Julia den ganzen Winter dort in der Kälte bleiben sollte und ICH setzte mich durch. Am 13.12.2015 um 16h durfte ich Julia übernehmen. Voller Vorfreude war ich schon zwei Stunden früher am Abholplatz – der Transporter könnte ja schon früher ankommen. Leine, Leckerlies, Spielsachen, alles war schon vorbereitet und endlich kam der Bus. Katka von animalhope fragte: „Wer bekommt Julia“? Und - da war sie. Sie war die Einzige die nicht bellte. Sogleich nahm sie dankbar ein Leckerli entgegen und schleckte meine Hand ab. Ich setzte sie ins Heck meines Autos und verzichtete darauf, sie in einer Box zu transportieren. Interessiert sah sie während unserer Fahrt beim Heckfenster hinaus. Wahrscheinlich fragte sie sich, wo die neuerliche Reise wohl hingehen würde. Nach einer halben Stunde waren wir daheim. Misstrauisch beschnüffelte sie ihr neues Heim. Sie schnüffelte den Garten ab und machte sich mit der neuen Umgebung vertraut. Ich nahm sie an die Leine, die sie ohne Probleme akzeptierte und ging eine kleine Runde mit ihr spazieren. So konnte sie etwas Stress abbauen. Meine Frau bereitete in der Zwischenzeit das Bad vor um sie von eventuellen Flöhen zu befreien. Brav und ohne Emotionen ließ sie das Bad über sich ergehen. Wir legten sie in ihr Körberl nahe zur Heizung damit sie schneller trocknete und gaben ihr Futter, das sie auch gerne annahm. Später bereitete ich Julia ein Bettchen vor, das ich im Schlafzimmer neben meinem Bett platzierte. Noch traute sie sich aber nicht dorthin. Erst mit vielen Leckerlis und vielen Streicheleinheiten konnte ich sie zu ihrem neuen Schlafplatz bewegen. Schließlich akzeptierte sie ihren zugewiesenen Platz. Von dort schaute sie mich mit fürchterlich traurigen Augen an, denen ich nicht widerstehen konnte und ich hob sie ins Bett und legte sie neben mich. Sie traute sich gar nicht zu rühren. Was muss dieser kleine Hund alles mitgemacht haben! Die ganze Nacht verbrachte sie neben mir, dicht an mich gepresst und ich beobachtete sie, während sie schlief. Ihr Körper arbeitete und zuckte, sie atmete schwer und heftig, ihre Haxerln bewegten sich, als ob sie einen Marathon laufen würde. In der Nacht, so um 4h in der Früh weckte sie mich auf und ich ging mit ihr in den Garten, damit sie ihr Geschäft verrichten konnte, was sie auch tat. Vom ersten Tag an war sie stubenrein. Ich begann nachzuforschen um mehr über Julie, so rufe ich Julia, zu erfahren. Julie wurde irgendwann im Jahr 2014 in einem Zigeunerdorf nahe Lucenec geboren – im Impfpass steht mir ominös erscheinend 1.1.2014. Na ja, irgendein Datum muss man ja in einem solchen Dokument vermerken. Ähnlich verhält es sich bei ihrem Namen. Niemand weiß, wie sie früher wirklich gerufen wurde und ob sie jemals einen Namen erhielt. Bekannt ist, dass sie im Herbst 2015 von zwei älteren Frauen ins Tierheim Lucenec gebracht wurde. Dort bemerkte man, dass Julie Milch produzierte, also musste sie schon einmal Junge geworfen haben. Außerdem suchte sie ständig ihre Babys. Schließlich kam man darauf, dass die Welpen alle erschlagen wurden und man auch sie töten wollte. Diese zwei Frauen haben sie im letzten Moment noch gerettet. Julie wurde nach der Abgabe kastriert, geimpft und wartete nun im Lager auf Abholung einer Pflegefamilie. Vielleicht hat sie geradewegs auf mich gewartet? Und vielleicht hatten da Luna und Kira ihre Pfoten im Spiel? Kapitel 2 – Ihre Streiche Langsam, sehr langsam fing sie an aufzutauen. Ab dem zweiten Tag gingen wir immer eine Stunde vormittags und eine Stunde nachmittags spazieren. Interessiert schnüffelte sie alles ab. Sogar für Mäusejagd begann sie sich zu interessieren. Ein paar Tage nach der Ankunft habe ich ihr ein Brustgeschirr gekauft. Ich bedachte aber nicht, dass sie so etwas noch nicht kannte, es ihr aber dennoch umgelegt. Als wir daheim angekommen sind, war es schon völlig durchgenagt. Meine Schuld. Ich musste ein neues kaufen. Mittlerweile hat sie sich aber daran gewöhnt. Am 26.12.2015 gingen wir entlang des Neubaches spazieren. Es war trotz Ende Dezember relativ warm. Interessiert beobachtete sie die Enten im Bach. Ich hatte Julie auf der Flexi-Leine, die ermöglichte ihr einen 5m-Radius Auslauf. Plötzlich sprang sie in den Bach um sich eine Ente zu schnappen. Erwischt hat sie eh keine, aber sie war waschelnass. Schnell gingen wir nach Hause, denn eine Verkühlung wäre das Letzte gewesen, was wir hätten brauchen können. Wegen der milden Temperaturen ging dieser Kelch an uns vorbei. Seitdem geht sie aber nicht mehr ins Wasser. Ab und zu springt sie voll Übermut in ein 5cm seichtes Wasser, um aber gleich wieder heraus zu hüpfen. Auch die Enten im Bach interessieren sie nur mehr mäßig. Hinein springen würde sie deshalb nicht mehr. Auch mit den Pferden in der Koppel vom angrenzenden Reitstall musste sie erst einmal selbst erfahren, dass man da besser nicht hineingeht. Ich war gewohnt, dass ich Luna und Kira schon nahe vor unserer Gartentüre von der Leine ließ. Danach schloss ich die Türe auf und die Hunde konnten durch die offene Gartentüre hineinspazieren. Von da aus sieht man auf der anderen Seite Koppeln und die Pferde. Julie aber spazierte nicht in den Garten, sondern drehte sich um und lief schnurstracks die Gasse entlang zu den Pferden. Es half kein Rufen, kein Purzelbaum schlagen, nichts. Julie lief und lief, rein zu einem Pferd in die Koppel. Sie wollte eigentlich mit dem Riesenvieh nur spielen, aber das Pferd scheute und schlug aus. Sie reagierte nicht auf mein Rufen. Dummerweise war der Eingang der Koppel auf der anderen Seite und ich musste erst kompliziert herumlaufen, um in die Koppel zu gelangen. Ich selbst habe keinerlei Angst vor Pferden, war ich doch jahrelang Besitzer eines Hengstes. Aber …. ich kam zu spät bzw. ich war zu langsam. So konnte ich es nicht mehr vermeiden, dass Julie von einem ausschlagenden Huf des Pferdes getroffen wurde. Sie stand in der Mitte der Koppel und hielt schmerzvoll das linke Haxerl hoch. Gottseidank wurde sie vom Huf nur gestreift, sonst hätte es schlimmer ausgehen können. Ich stürzte rein in die Koppel, wollte sie hochnehmen, aber sie entwischte mir geradeaus. Also bin ich wieder rundherum gelaufen, weil mich der elektrische Weidezaun davon abhielt durchzukriechen, doch ich sah sie nicht mehr. Nun wurde auch eine Reiterin wegen meiner Rufe dieser schrecklichen Situation aufmerksam. Sie half mir Julie suchen. Schließlich fand sie die verschreckte Julie, schnappte sie und übergab sie mir. Ich war überglücklich, Julie wieder in meinen Händen zu haben. Sie hinkte noch ein paar Tage, es war nichts gebrochen. Aber seitdem meidet sie die Pferde. Auch daheim spielte sie uns immer wieder tolle Streiche. Schon von den ersten Tagen an in ihrem neuen Zuhause versuchte sie alles zu zernagen. Sogleich stahl sie vom Adventkranz die Dekoration und zernagte sie genüsslich. Trotz Schimpfens stahl sie weiter sobald ich mich nur umdrehte. Da kamen auch noch die Sterne vom Kranz dran. Auch ihr Körberl wollte sie zernagen und vieles andere, was ihr nur lieb war. Mittlerweile zernagt sie nichts mehr. Sie hat IHR Hirschgeweih zum Nagen und das tut sie mit wahrer Hingabe. Den Nagetrieb lebt sie jetzt ausschließlich mit ihrem vertrauten Hirschgeweih aus. Nach einigen Wochen war auch dieses völlig zernagt. Bei Bedarf bekommt sie halt wieder ein neues Geweih. Ich traute mich nie sie im Raum alleine zu lassen, denn ich war mir nie sicher, ob sie dann nicht auch ein Sesselbein oder andere Möbelstücke als Alternative bearbeiten würde. Ich habe sie seit Anbeginn unseres Zusammenseins nicht alleine gelassen. Meine Frau und ich sind beide in Pension und somit ist es ein Leichtes Julie immer unter Aufsicht zu haben. Man kann es sich ja einteilen, dass immer wer zu Hause ist wenn ein Partner weg muss. Und - Orte wo man den Hund nicht mitnehmen darf, meide ich halt. Julie ist ein neugieriger Hund. Sie muss alles genauestens erkunden. Eines Tages lag ihr Interesse auch an unserem großen, hohen Blumentopf, der im Wohnzimmer stand. Sie stellte sich auf die Hinterpfoten, schnüffelte in den Blumentopf rein und schmiss ihn um. Die Schlingpflanze, die sich an der Wand schon durch das halbe Wohnzimmer ausbreitete, riss gnadenlos ab und zu Ende war‘s mit dem Dschungel im Wohnzimmer. Meine Frau hatte als „Bella- Flora“ schon keine Freude damit, aber mir machte „dieses Aus“ dann schließlich auch nichts mehr aus. Unser Problem des übermäßigen Bewuchses im Wohnzimmer, genau genommen war es das Problem meiner Frau, hatte sich somit erledigt….. Bis heute aber stellte Julie außer ein paar Kleinigkeiten nichts mehr an! Kapitel 3 – Erziehung und Spiel Im Jänner 2016 besuchte ich mit Julie eine Hundeschule. Es war kalt - nein, es war saukalt. Normalerweise meide ich die Kälte und gehe nur raus wenn ich unbedingt muss. Julie ist aber ein sehr lebhafter Hund, sie braucht immer eine Aufgabe und eine Beschäftigung. Deshalb biss ich in den sauren Apfel und verdrängte die Kälte. Julie aber war mit großer Begeisterung dabei und sie lernte sehr schnell. Julia, die Trainerin (kuriose Namensgleichheit), war begeistert von ihr. Ich nahm Einzelstunden an Training und so vermieden wir, dass Julie von anderen Hunden abgelenkt wurde. Sie würde sonst nämlich nur spielen wollen. Wir trainierten die Grundkommandos, Schleppleine, Abruf, etc. Dabei war Julie sehr gelehrig. Nachdem die Hundeschule mit Bravour absolviert wurde, begannen wir mit Agility. Agility ist eine Hundesportart, die ursprünglich aus England stammt. Kernstück ist die fehlerfreie Bewältigung einer Hindernisstrecke in einer vorgegebenen Zeit. Auch da war und ist Julie noch immer voller Begeisterung. Deshalb kaufte ich diverses Gerät und baute es im Garten auf, um auch daheim trainieren zu können. Das machen wir bis heute. Julies Temperament kommt das natürlich sehr entgegen. Ich aber, hmm, zugegeben, bin nicht konsequent genug, sonst wären wir schon viel weiter als wir es bis heute sind. Simone, ebenfalls eine Hundebesitzerin, die ich übers Forum kennen lernte, ist da viel konsequenter. Ihr Hund Sam, der wie Julie aussieht und auch dasselbe Temperament hat (wir vermuten, dass sie Geschwister sind), ist da schon viel weiter. Sam beherrscht den Parcour schon von ganz alleine nur mit Kommandos während ich mit Julie mit Leckerlies bewaffnet bei jedem Hindernis mitlaufen muss. Aber es schadet mir nicht. Bin ohnehin zu dick…. Im Juni besuchten wir Simone. Na, war das ein riesiges Hallo als Julie und Sam sich zum ersten Mal sahen. Sogleich tollten sie im Garten wie verrückt herum und hörten gar nicht mehr auf zu spielen. Beide Hunde haben ja dasselbe Temperament und dementsprechend salopp führten sie sich auch auf. Auch als Simone im August mit ihrem Freund Geri und ihrem Sam zu uns auf Besuch kamen, bot sich dasselbe Bild. Trotz Hitze tobten die Hunde im Garten herum, sodass Simone schon Angst bekam, Sam könnte kollabieren. Deshalb ging sie mit Sam immer wieder zum angrenzenden Bach, um ihm Abkühlung zu verschaffen. Im Gegensatz zu Julie ist Sam eine richtige „Wasserratte“. Sofort sprang er in die Piesting und freute sich riesig, im Wasser planschen zu können. Julie stand immer am Ufer, rein traute sie sich aber nicht. Da half kein Locken oder Rufen. Seit ihrem Enten-Abenteuer meidet Julie konsequent das Wasser. Ein solcher „Seehund“ ist auch Nanuk, der Dalmatiner-Mix eines befreundeten Ehepaars. Nanuk lässt keine Gelegenheit aus, um ins Wasser zu springen. In der Piesting war er in seinem Element. Auch als wir mit diesem Ehepaar gemeinsam in Kroatien Urlaub machten, war Nanuk kaum aus dem Meer zu bringen, während Julie nur kurz ins seichte Wasser hüpfte um gleich wieder raus zu springen. Wasser ist Julie halt suspekt. Viel lieber spielt sie mit ihren Plüschtieren, einem Wildschwein, einem Hasen, oder einem Tennisball. Mit denen fetzt sie im Garten herum. Da saust sie wie verrückt mit einem der Plüschtiere im Maul durch den Garten und fordert mich immer wieder auf, diese zu werfen. Auch Suchspiele mag Julie gerne. Ich verstecke ihr die Leckerlies z.B. unter leeren Joghurtbechern oder an diversen Orten und Julie muss sie suchen. Sie findet alle….. Gerne mag sie auch das Werfen mit dem Futterbeutel, indem ich kleingeschnittene Frankfurter verstaue. Sie hat sofort kapiert, dass man den Beutel zum Herrl bringen muss um daraus fressen zu können. Fressen ist nach wie vor ihre große Lieblingsbeschäftigung und ich muss aufpassen, damit sie nicht so dick wird wie ich….. Auch im Haus spielen wir öfters Leckerli suchen. Ich verstecke ihr die Leckerlis in die Hülsen von Klopapierrollen und verschließe beide Löcher mit Zeitungspapier. Julie muss das Zeitungspapier entfernen um an die Gutzis zu kommen. Auch das zählt zu ihren Lieblingsspielen und sie meistert das mit Bravour. Kapitel 4 – Gesundheit Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Besorgt durch den Tod meiner Luna und Kira, achte ich auf jede kleinste Veränderung im Wesen von Julie. Natürlich habe ich zwei Monate nach ihrer Ankunft auch gleich eine vollständige Blutprobe von ihr machen lassen. Aus dem Resultat der Untersuchung des Labors konnte man einen Verdacht auf Herzwürmer diagnostizieren. Ich war am Boden zerstört und dachte mir: „Nicht schon wieder!“ Die Tierärztin schlug eine genauere Abklärung vor, Julie explizit auf diese Parasiten zu untersuchen. Deshalb gab es nochmals eine Blutabnahme, Tests und in mir großes Bangen auf die Testergebnisse. Gott sei Dank erwies sich alles als negativ. Auch eine Harnprobe musste von Julie abgegeben werden. Wie macht man das bei einer Hündin? Ich lief ihr ständig mit einem Schöpflöffel hinterher, um ihr diesen unterzuschieben, sobald sie sich nieder hockerlte. Und - es gelang mir. Auch der Harntest verlief negativ. Positiv aber stellten sich Giardien heraus. Dabei handelt es sich um eine Gattung von mikroskopisch kleinen Dünndarm-Parasiten. Im Forum jedoch meinte man: „Giardien, na und?“ Diese Information beruhigte mich wieder einigermaßen. Julie bekam Antibiotika und nach einer Woche waren diese Biester zur Gänze verschwunden. Trotzdem hörte der Durchfall nach dem zweiten und dritten Koten nicht auf. Ein neuerlicher Giardientest verlief aber negativ. Ich stellte ihr Futter auf hochwertige Produkte mit hohem Fleischgehalt um und seitdem ist es mit dem Durchfall vorbei. Julie bekommt täglich vormittags ein wenig Rinti Nassfutter mit einer Handvoll Platinum Trockenfutter und einer Beimengung von Karotten-Pellets und nachmittags Karottensuppe mit gekochtem Hühnerfleisch. Das nimmt sie gerne an und seitdem gibt es auch kein Problem mehr mit dem Koten. Anfangs Oktober fuhren wir mit Julie in ein hundefreundliches Hotel, dem Molzbachhof in Kirchberg am Wechsel. Diesen Aufenthalt bekam ich zum 70er geschenkt. Man findet eine wunderschöne Gegend vor, einladend zu ausgedehnten Spaziergängen im Wald. Das Wetter aber war nicht mehr sehr schön. Der kalte Wind pfiff durch die Bäume und auf einmal beutelte Julie beim Spazierengehen immer öfter mit dem Kopf. Sie legte das linke Ohr an um den kalten Wind nicht an ihr Ohr zu lassen. Ich untersuchte ihr Ohr um eine Ursache zu finden. Dabei verhielt sie sich sehr empfindlich. Deshalb fuhr ich mit ihr in die Tierklinik. Julie war ausgesprochen brav, ließ sich ohne gröbere Probleme in die Ohren schauen, aber es wurde keine Entzündung festgestellt. Festgestellt jedoch wurde ein Gewächs auf der Innenseite der Ohrmuschel, dass der Arzt mit einem Desinfektionsmittel behandelte. Ich bekam das Mittel mit nach Hause, und 2x täglich putzte ich damit ihre Ohrmuschel. Nach zwei Wochen war das Gewächs verschwunden und seit dieser Zeit ist alles in bester Ordnung. Nun hat Julie keinerlei Probleme mehr und ist jetzt pumperlgesund. Ich werde alles tun um diesen Zustand auch zu erhalten. Kapitel 5 – Fazit Julie ist ein Traumhund geworden, mit ganz kleinen Fehlern, an denen man halt noch arbeiten muss. Sie ist ein selbstsicherer, selbstbewusster, charakterstarker, sehr aufmerksamer Hund geworden, der mir nicht von der Seite weicht. Vorbei ist die Unsicherheit, die Angst und ich genieße nun die Ruhe…. Hat doch Julie monatelang nicht gebellt. In der Zwischenzeit hat ihr aber Cookie, der Chiwawa meiner Schwiegertochter, das Bellen gelernt. Heute bellt sie schon die Hunde an, die am Gartenzaun vorbeigehen. Auch die lauten Mopeds oder Motorräder, die schneller als die erlaubten 30kmh auf der angrenzenden Dorfstraße fahren, werden verbellt. Sie behauptet ihr Revier! Meine Besucher verbellt sie nicht. Sie begrüßt jeden freundlich, denn er könnte ja ein Leckerli mithaben…. Sie ist ein sehr anhänglicher Hund geworden. Dort wo ich bin ist auch Julie. Sie vertraut mir völlig, sonst hätte sie sich in der Tierklinik nicht in die Ohren schauen oder Blut abnehmen lassen. Beißkorb brauchen wir keinen. Julie würde sowieso niemanden beißen. Sie ist temperamentvoll, ja, und gegenüber meinen Enkerln auch etwas stürmisch. Aber auch die Kinder wissen schon, dass sie keine Angst vor Julie haben müssen. Noch immer gehen wir 2x am Tag jeweils eine Stunde spazieren. Wir gehen Zeitung lesen, pflege ich zu sagen. Julie ist nämlich immer an Fährten von Wild oder anderen Hunden interessiert. Sie freut sich, wenn sie Hunden begegnet. Gerne spielt sie dann mit ihnen und nimmt gerne auch Leckerlis anderer Hundebesitzer entgegen. Jedem gefällt sie, jeden begrüßt sie und jeder liebt sie. Sie lebt halt am Land und da ist es üblich, dass man jeden grüßt….. Nur, von der Leine lassen kann ich sie nach wie vor nicht. Sie würde sofort jedem Wild hinterher jagen. Der Jagdtrieb in ihr ist sehr stark ausgeprägt. In diesem kleinen, 13kg schweren Mischlingshund steckt sicher ein kräftiger Schuss vom Jagdhund. Sie weiß sich aber zu benehmen. In Restaurants, in denen ich Julie in den Speisesaal mitnehmen darf (wo anders gehe ich nicht hin), liegt sie brav unter dem Tisch, bettelt nicht und wartet geduldig bis wir mit dem Essen fertig sind. Anders verhält sie sich zu Hause. Dort führt sie sich auf wie „Rotz am Ärmel“ und ist nur schwer in die Schranken zu weisen. Aber auch das wird sie noch lernen. Sie ist mein ein und alles. Ohne meine beiden verstorbenen Hunde zu vergessen liebe ich sie überschwänglich und auch meine Familie ist ganz verliebt in Julie. Ich hoffe sehr, dass wir noch viele Jahre gemeinsam verbringen dürfen und ich werde alles daran setzen dass dies auch umgesetzt wird. Nicht-Hundemenschen können das nicht verstehen, sie haben keinen Bezug zu einem Tier. Solche Leute meide ich auch. Sogar eine 10-jährige Freundschaft habe ich deswegen in den Wind geschossen. Wer meinen Hund ablehnt, lehnt auch mich ab. So einfach ist das. Meine Hunde, speziell Luna, haben mich aus den Tiefen der Depressionen geholt. Ohne Luna würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben. Ich könnte mir ein Leben ohne Hund nicht mehr vorstellen. Wie sagte einst der berühmte Schauspieler Heinz Rühmann: „Ein Leben ohne Hund ist möglich aber sinnlos.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Eine Zusammenfassung

Dass mir der Hund das Liebste sei, sagst du, o Mensch, sei Sünde? Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde. Franz von Assisi